5. Die Lebenssituation unserer Kinder und Eltern
Lebensraum und Alltag in unserer Gesellschaft unterliegen einem stetigen Wandel. Alleinerziehenden und Kleinfamilien ohne Familienverbund fällt es oft schwer sich zurechtzufinden. Viele Eltern müssen nach einem Jahr Erziehungsurlaub wieder arbeiten und sind deshalb auf Krippenbetreuung angewiesen.
Die Veränderung der Gesellschaft führte zur Überarbeitung des Lehrplans in der Schule und zur Entwicklung des Bildungs- und Erziehungsplanes.
In unserer Einrichtung öffneten wir unsere Altersstruktur. Wir betreuen Kinder von einem Jahr bis zum Schuleintritt.
Unsere Kinder wachsen in einer sehr schnelllebigen Gesellschaft auf. Man hat sie bereits als Endkonsumenten entdeckt. Schon für Kinder nimmt auch das „Haben“ von Konsumartikeln eine zu gewichtige Rolle gegenüber elementaren Verhältnissen ein. Aufgrund der mangelnden Verarbeitungsmöglichkeiten durch zahlreiche Angebote ist die Gefahr der Reizüberflutung der Kinder gegeben (Fernsehen, Computer, Videospiele und zu viel Spielzeug).
In unserer Kindertagesstätte sind deshalb folgende Punkte von besonderer Bedeutung:
- Wir legen großen Wert auf das „freie Spiel“ (siehe Punkt 9).
- Wir schränken die Anzahl der Spielsachen ein. In den Kindergartengruppen tauschen wir Konstruktionsmaterial, z.B. Lego in einem 2-wöchigen Rhythmus. Auch Puzzles und Spiele werden nach den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder gewechselt.
- Wir ermutigen und unterstützen unsere Kinder beim Spiel mit Alltagsmaterial (z.B. Papierrolle = Fernrohr, Stock = Werkzeug, Steine = Schätze, Decken, Kissen, Verkleidungskiste). Bewegungsbaustelle und Waldaufenthalt bieten vielfältige Spielmöglichkeiten ohne Konsumartikel.
- Wir bieten unseren Kindern alters- und entwicklungsspezifisches Spielmaterial an.
- Wir bieten Räume (Intensivraum, Halle, Gänge) als Rückzugmöglichkeit für ungestörtes Lernen, Konzentriertes Arbeiten, Spielen und Bewegen in kleineren Gruppen. Das Spiel in Kleingruppen fördert eine intensive Auseinandersetzung mit dem Material und der Person.
- Wir achten darauf, dass die Kinder Spielzeug und Materialien wertschätzen lernen. Beschädigte Sachen werden gemeinsam mit den Kindern versucht zu reparieren und nicht gleich durch Neues ersetzt.

Wir achten darauf, dass die Kinder Spielzeug und Materialien wertschätzen lernen. Beschädigte Sachen werden gemeinsam mit den Kindern versucht zu reparieren und nicht gleich durch Neues ersetzt.
Die Gefahr einer unzureichenden Wahrnehmungsverarbeitung ist möglich. Verhaltensauffälligkeiten und Aggressivität können vermehrt entstehen.
In unserer Kindertagesstätte sind deshalb folgende Punkte von besonderer Bedeutung:
- Wir legen großen Wert auf das „freie Spiel“ (siehe Punkt 9).
- Die Kinder können sich in der Freispielzeit an der Werkbank ausprobieren, Eigenständigkeit wird gefördert.
- Die Bewegung der Kinder nimmt in unserer Kindertagesstätte einen großen Raum ein (Bewegungsecke, Bewegungsbaustelle, Flurbereich mit Rollbrettern, Gummitwist, Rollhockey, Hüpfbällen siehe Punkt 8.3.6.).
- Wir unterstützen das Bewegungsbedürfnis, indem wir so oft wie möglich ins Freie gehen (Spielplatz, Wald, Garten).
- Zudem bieten wir den Kindern Rückzugsmöglichkeiten (Kuschelecke, Leseecke). Die Kinder machen dadurch Erfahrungen mit ihrem Körper, lernen so sich selbst und ihre Grenzen kennen. Zudem gewinnen sie an Selbstbewusstsein und Geschicklichkeit. Die Unfallgefahr wird geringer.

Erfahrungen werden zunehmend aus zweiter Hand, nämlich aus dem übergroßen Angebot der Medien, gewonnen. Für viele Kinder erschließt sich eine Welt nicht mehr über eigene Aktivitäten.
In unserer Kindertagesstätte sind deshalb folgende Punkte von besonderer Bedeutung:
- Wir ermöglichen den Kindern die direkte Erfahrung mit dem Körper und allen Sinnen, um sich aktiv mit der Umwelt auseinander zu setzen.
- Wir schaffen Situationen und gehen situativ auf die Bedürfnisse der Kinder ein. Wir besuchen den Wald und den Garten, wir erleben die Elemente und unternehmen Exkursionen, z.B. zur Bäckerei, zur Feuerwehr, zur Gemeinde, zur Schulturnhalle. So machen unsere Kinder ihre Erfahrungen aus erster Hand und nicht aus den Medien.

Eltern klagen aufgrund eigener Belastungen und intensiv gespürter Anforderungen immer mehr über Probleme und Schwierigkeiten. Diese lassen sich allerdings nicht einfach im Umgang mit den Kindern abstellen, sondern übertragen sich natürlich auf die Gefühlswelt der Kinder.
Durch die Idealisierung der Familie in Medien und Fachliteratur fühlen sich viele Eltern aber auch verunsichert und alleingelassen. Sie trauen sich oftmals nicht, ihre Probleme und Ängste offen auszusprechen.
Zunehmende Erwartungen von Eltern an ihre Kinder führen schließlich dazu, dass von vielen Kindern ein Lern-, Leistungs-, und Erwartungsdruck erlebt wird. Aus diesem können sie sich aufgrund ihrer Rolle nicht oder nur kaum entziehen.
Deshalb nimmt in unserer Kindertagesstätte die Elternarbeit einen breiten Raum ein. (siehe Punkt 13).
